Ohne hier darauf einzugehen, was unter Gemeinwohlökonomie verstanden werden kann, bekam ich beim Querlesen eines Sammelbandes (1) zum Thema aus den 1970er Jahren eine Idee, welcher Fallstrick bei dem Thema lauert.
Ich vermute viele Autoren und Aktivisten damals und heute (2) hoffen, einen dritten Weg zwischen Kapitalismus und Sozialismus zu finden oder suchen eine Möglichkeit einen funktionierenden Sozialismus zu finden. Sie suchen Gestaltungsmöglichkeiten und wollen dazu konzeptionelle Grundlagen schaffen.
Das Problem scheint mir zu sein, dass
sie dabei übersehen, dass es bereits einen dritten Weg gibt, der
funktioniert: bedarfswirtschaftlich ausgerichtete Genossenschaften,
die keine Gewinn- und Renditemaximierung betreiben, sondern
sich am Nutzen ihrer Abnehmer ausrichten (ausführlich siehe zum Beispiel hier). Ich glaube es ist beim
Prüfen von Konzeptionen zur Gemeinwohlökonomie oder
Gemeinwirtschaft wichtig zu verstehen, ob die jeweiligen
Autoren/innen die Potentialentfaltung einer bestimmten
Unternehmensform ermöglichen wollen unter Einhaltung des Prinzips der Gewerbefreiheit oder von außen regeln oder Druck aufbauen und auf
Unternehmen Einfluss nehmen wollen. Es steht ja bereits jedem frei
gemeinwohlökonomische Unternehmen zu gründen und sich dazu mit
anderen zusammen zu schließen oder das eigene Investitions- und
Kaufverhalten danach auszurichten. Und auch Staaten und Kommunen
können Unternehmen für bestimmte Zwecke gründen und tun dies ja
auch insbesondere in Bereichen in denen das Sinn macht weil ein Monopol ökonomisch und gesellschaftlich sinnvoll ist solange es nicht auf der Preisseite die Nutzer ausnutzt (hohe Kosten für Infrastruktur, bei denen mehrere parallele Strukturen unökonomisch wären).
Ein mögliche Kritik an meiner Behauptung mit Genossenschaften gäbe es bereits einen dritten Weg könnte sein, dass dieser offenkundig noch nicht breit genug gegangen wird, um massive gesellschaftliche Auswirkungen zu haben. Ich denke tatsächlich, dass Genossenschaften erst am Anfang ihres Aufstieges als sinnvolle weil nachhaltige und sozial positive Unternehmensform stehen und man auch nicht den Anspruch haben sollte, alles über Unternehmensformen zu lösen. Der Schutz der Umwelt und soziale Ausgewogenheit sollte in einer ökologisch-sozialen Marktwirtschaft über die Parlamente als Gesetzgebungsinstitutionen erfolgen.
(1) "Gemeinwirtschaft" im Wandel der Gesellschaft, Festschrift für Hans Ritschl u.a. mit Beiträgen von Theo Thiemeyer, Burkhardt Röper und Gisbert Rittig
(2) am populärsten Christian FelberGemeinwohl-Ökonomie ab circa 2010
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen