Als Betriebswirt schreibe ich hier zu bedarfswirtschaftlicher Betriebswirtschaftslehre und wunderte mich über die ablehnende Reaktion einiger Ökonomen auf einige Artikel, zum Beispiel zu meiner Aussage, dass in bedarfswirtschaftlichen Unternehmen keine Eigenkapitalzinsen in die Preise miteinkalkuliert werden müssen, dort der Opportunitätskostenansatz nicht greifen würde (siehe hier und hier). Es kam die Antwort ohne tiefere Begründung, dass man dann nicht genug investieren könne. Das korrespondierte zu dem Titel eines Buches eines FAZ-Journalisten, Winand von Petersdorff aus dem Jahr 2008, das mit dem deutschen Wirtschaftsbuchpreis ausgezeichnet wurde: "Das Geld reicht nie" Da ich den Autor in der Zeit, als ich noch regelmäßig die FAZ gelesen habe, wegen seiner Artikel zur Politik sehr schätze, habe ich ihm eine Chance gegeben und mir das genauer angeschaut.
Ich war bestürzt: Das Buch deklariert auf seinem Cover "Ein Wirtschaftsbuch für Jugendliche" und will mit prägnanten Beispielen leichtverständlich grundlegende wirtschaftliches Verständnis vermitteln. Vermutlich wurde es auch genau dafür ausgezeichnet, weil es, soweit ich sehen konnte, vom Konzept genau das auch macht. Allerdings gibt es genau die Einseitigkeiten wieder, die mir auch an anderer Stelle begegnet sind. Von Petersdorffs Eingangsbeispiel ist eine Jugendliche die 2 Hobbies hat und weitere Interessen und einfach nicht genügend Zeit hat alle Interessen in der Woche auszuleben. und die auch nicht genügend Geld hätte, um sich mit dem Taxi von einem Aktivitätsort zum anderen fahren zu lassen, um hierüber Effizienzgewinne zu erzielen und doch noch den ein oder anderen zusätzlichen Termin wahrnehmen zu können. Dass es auch Situationen oder Menschen gibt, die zu viele Zeit haben, denen langweilig ist oder die sich mit eigentlich unwichtigem ablenken, findet keine Erwähnung. Die Unterscheidung von Bedürfnis und Wunsch von Goethe, fällt ihm nicht ein Vieles wünscht sich der Mensch, und doch bedarf er nur wenig (ausführlich zitiert hier) sonder er folgert wir leben in einer Welt der Knappheit. Ich vermute das geht zurück auf eine kollektiven Erfahrung, die noch aus dem Mittelalter herrührt, dass wir noch die Möglichkeit von Hungersnöten als latent möglich in uns tragen. Dass die gesellschaftliche Realität viel mehr von Übergewicht, von dem Problem auszusortieren und teilweise auch noch von Bewegungsarmut geprägt ist, ist in unserem wirtschaftlichen Verständnis noch nicht dominant vorgedrungen. Die Knappheitshypothese gilt immer noch grundlegend dominant in den Wirtschaftswissenschaften. Ich hatte mich früher schon einmal ausführlich mit Alfred Marshalls Principles of Economics befasst, das aus diesem kollektiven Knappheitsbewusstsein heraus geschrieben wurde. Das Buch von Marshall gilt laut UNESCO als Teil des Weltkulturerbes der Menschheit. Als geistiger Meilenstein begrüße ich das. Wir sollten da aber nicht stehen bleiben. Letztlich ist von Petersdorff noch auf dem gleichen Bewusstseinsstand und wollte 2008 genau diesen im FAZ Verlag an die nächste Generation vermitteln und hat genau dafür noch einen Preis erhalten. Dies bekräftigt meine frühere Thesen, dass wir als Gesellschaft erkennen müssen, dass die BWL neben einer gewinnorientierten eine bedarfsorientierte Säule haben sollte als Teil der allgemeinen BWL (ABWL) und wir in Deutschland dringend ein universitären Institut für Forschung und Lehre für bedarfswirtschaftliche Betriebswirtschaftslehre brauchen, siehe (link).
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