Mittwoch, 29. Februar 2012

Wie war das damals bei der Euroeinführung ?

Gestern las ich weiter in dem Buch von Rolf Dobelli über verschiedene Denkfehler, insgesamt eine ernüchternde und verwirrende Lektüre für mich.
Nebenbei sei dazu angemerkt, daß so viele Irrtumsmöglichkeiten in nicht streng naturwissenschaftlichen Bereichen die Vermutung bestärken, daß allein mit dem Verstand viele Fehlurteile zustande kommen und dass es besser ist, eine tiefere, nur intuitiv zugängliche Weisheit zusätzlich zu nutzen, wie es zum Beispiel Eckhart Tolle in seinem Buch "Jetzt" anspricht. Aber dies muß jeder für sich selbst entscheiden.
Ein Fehler, den Dobelli anspricht, ist die Überschätzung der eigenen Vorhersagemöglichkeiten und die Tendenz alles im Nachhinein gut erklären zu können, aber anzunehmen, dass man dazu auch im Vorwege in der Lage gewesen wäre. Er schlägt deshalb vor, eher Tagebuchaufzeichnungen oder Zeitdokumente statt historische Betrachtungen zu lesen. Ich habe gestern angefangen zu googeln um herauszufinden, wie denn das war mit der Euroeinführung, warum wollten wir denn das? [Hintergrund ist die Überlegung, daß man zur Vermeidung der sunk cost fallacy (siehe extra Eintrag kommt noch) noch mal ganz neu ganz nüchtern schauen sollte, warum man den Euro möchte, in welcher Form und unter welchen Bedingungen und ohne Berücksichtigung der bisher aufgelaufenen Kosten oder Erträge. Da mir selbst wenig Gründe einfielen, wollte ich sehen, warum wir ihn früher einführen wollten.]
So lag beispielsweise Helmut Schmidt 1996 in vielem daneben, erwähnte damals aber auch schon Griechenland, Portugal und Spanien http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-8871275.html. Stoiber soll damals ein Euroskeptiker gewesen sein, ich habe leider nichts konkretes gefunden, aber vielleicht ahnte er doch mehr als viele andere.
Erstaunlich für mich kam dabei heraus, daß es wohl viele Skeptiker gab und dass es wenig volkswirtschaftliche Gründe sondern eher politische Gründe waren, wie das Argument, den europäischen Einigungsprozeß zu unterstützen. Besonders fiel mir auf, daß im Maastrichtvertrag zwar Konvergenzkriterien als Bedingungen für einen Beitritt definiert wurden, daß aber keine Meßgröße definiert wurde, die festgelegt hätte, wann das Projekt als gescheitert zu betrachten wäre. Ich weiß nicht ob der Vergleich trägt, aber wenn ich an der Börse unter Unsicherheit ein Spekulationsgeschäft eingehe und dabei eine bestimmte Erwartungshaltung zugrunde lege, wie sich etwas entwickelt, sollte ich auch eine Gegenentwicklung antizipieren und im vorhinein defineren, wann ich meine Spekulation als gescheitert betrachte, wann ich aussteige und wie hoch die Kosten dafür maximal sein werden. Ich sollte in der Lage sein, diesen Maximalverlust zu tragen und dafür die Verantwortung zu übernehmen. Sinn macht das Spekulationsgeschäft dann, wenn ich beiden Fällen eine so unterschiedliche Wahrscheinlichkeit zuweise, daß sich wahrscheinlichkeitsgewichtet ein Gewinn errechnet, der für mich das Risko lohnt. Der Vorteil dieser Vorgehensweise ist, daß man im Negativfall aus dem Trade herauskommt ohne unkalkulierbare Verluste oder einen Totalverlust tragen zu müssen.
Im Fall des Euro ist mir von einem solchen Versagenscenario nichts bekannt. Wäre es erstellt worden, wäre es zumindest in Bezug auf Griechenland nach meiner Einschätzung bereits erreicht. Dann wäre man auch möglicherweise in der Lage, die Diszilpin für einen Ausstieg aufzubringen und dies gerade nicht wie Frau Merkel in ihrer Erklärung zur Griechenlandhilfe vor dem deutschen Bundestag vom 27.02.2012 als ein Abenteuer zu bezeichnen.
Dazu paßt auch, daß im neuen Fiskalpakt die Strafen bei Fehlverhalten sehr gering ausfallen. Ich hielte es für angebrachter, ein Ausschluß aus der Währungsunion als Folge sehr wahrscheinlich werden zu lassen.

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