1. Staatsverschuldung hoch in USA, UK,
Japan, in vielen Euroländern in % vom GDP + aktuell in vielen dieser
Länder voraussichtlich weitere Staatsdefizite in 2012 und 2013, also
erst mal kein Abbau möglich in % vom GDP
http://www.tradingeconomics.com/germany/government-debt-to-gdp (Basis Eurostat)
gov.d. in% GDP 2009 2010 2011 2012 (est.?)
Deutschland: 66,7 74,4 83,0 81,2
Griechenland 113 129,4 145 165,3Portugal 71,6 83,1 93,3 107,8
Spanien 40,2 53,9 61,2 68,5
Italien 105,7 116,0 118,6 120,1
Frankreich 68,2 79,2 82,3 85,8
USA 69,4 84,2 93,2 107 Bureau of Public Debt, 2012:NZZ/IMF
UK 54,4 69,6 79,6 85,7
Japan 195,0 216,3 220,3 IMF
2. im Hinblick auf 1. möglicherweise
zu niedriges reales Wachstum bzw Rezession. Es ist fraglich wo und ob
geldpolitische und/oder fiskalpolitische Impulse noch einsetzbar sind
(Inflationsgefahr, Vertrauensverluste ggü. Staatsdefiziten) bzw. etwas
bringen würden (bei mangelndem Verbrauchervertrauen bleibt der
Konsum niedrig, bei mangelndem Unternehmensvertrauen bleiben die
Investitionen niedrig). ABER: Es ist möglich, daß das hohe
Wirtschaftswachstum der Schwellenländer und Wohlstandssteigerungen
durch Innovationen (systeminhärentes Wachstumspotential der freien
Marktwirtschaft) einzeln oder in Summe aussreichen, daß das GDP in
obigen Ländern trotzdem real über viele Jahre so weiter wächst,
daß die Staatsverschuldung in % vom GDP deutlich abgebaut werden
kann (ich persönlich bin diesbezüglich skeptisch, kann diese
Effekte aber nicht quantifizieren. Irgendwo habe ich gelesen, dass
vor Einführung des Buchdrucks, das handschriftliche Anfertigen einer
Bibel den Gegenwert von 2 Fachwerkhäusern hatte. Seitdem denke ich,
daß man den Wohlstandseffekt durch technische Innovationen nicht
unterschätzen sollte.)
GDP annual growth rate 2011 2012
Deutschland: ca 3% ca. 2% Bundesamt
für Statistik
http://www.tradingeconomics.com/germany/gdp-growth-annual
Griechenland < - 5% < -
5% Hellenic Statistic.
http://www.tradingeconomics.com/greece/gdp-growth-annualPortugal ca. - 2% ca. - 2% Instit.Nat.de.St. http://www.tradingeconomics.com/portugal/gdp-growth-annual
Spanien < 1% negativ INE http://www.tradingeconomics.com/spain/gdp-growth-annual
Italien < 2% negativ ISTAT http://www.tradingeconomics.com/italy/gdp-growth-annual
Frankreich ca. 1,8% ca. 0,2% INSEE http://www.tradingeconomics.com/france/gdp-growth-annual
USA ca. 2% ca. 2% Bureau of econom.analysis http://www.tradingeconomics.com/united-states/gdp-growth-annual
UK ca. 2% ca. 2% wie usa http://www.tradingeconomics.com/united-kingdom/gdp-growth-annual
Japan ca. 0% ca 2% The Cabinet office http://www.tradingeconomics.com/japan/gdp-growth-annual
Konsumentenvertrauen
Deutschland leicht über mittel http://www.tradingeconomics.com/germany/consumer-confidence
Spain sehr niedrig
http://www.tradingeconomics.com/spain/consumer-confidence
Italien niedrig http://www.tradingeconomics.com/italy/consumer-confidenceJapan mittel http://www.tradingeconomics.com/japan/consumer-confidence
UK sehr niedrig http://www.tradingeconomics.com/united-kingdom/consumer-confidence
US relativ niedrig http://www.tradingeconomics.com/united-states/consumer-confidence
China relativ niedrig http://www.tradingeconomics.com/china/consumer-confidence
Brasilien sehr hoch ! http://www.tradingeconomics.com/china/consumer-confidence
Mexico ziemlich
hoch http://www.tradingeconomics.com/mexico/consumer-confidence
Indonesien relat.hoch http://www.tradingeconomics.com/indonesia/consumer-confidence
3. Leistungsbilanzdefizite in USA und
Südeuropa können zahlungsbilanztechnisch nur über Kapitalimporte
ausgeglichen werden. (Wenn diese aber plötzlich ausbleiben muss auch
das Leistungsbilanzdefizit abgebaut werden: Falls nicht mehr
exportiert werden kann muß weniger importiert werden oder FRAGE
falls das nicht geht, ganz schnell ganz viel zusätzliches Geld
geschaffen werden [Kauf von Staatsanleihen durch die
FED/Inflationsgefahr]) Hintergrund: Bezüglich der USA (auch Europa?)
kauft China Devisen um exportieren zu können, indem es die eigene
Währung künstlich schwächt. Außerdem gibt es Länder wie
Saudiarabien, die ebenfalls nicht aus volkswirtschaftlichen sondern
aus politischem Kalkül Kapital in die USA exportieren. Damit kann
ein volkswirtschaftlicher Regelmechanismus/Zusammenhang gestört
werden aber nach meiner Einschätzung nicht dauerhaft ignoriert
werden. Die Frage ist ob es aus dieser Störung eine moderate
Korrektur geben kann. China würde peu a peu aufwerten und sein
Wirtschaftswachstum mehr und mehr aus internem Konsum ziehen. (die
USA abwerten und mehr exportieren). Oder ob es zu einem Kollaps
kommt. China würde aprupt US Staatsanleihen verkaufen (oder die USA
Staatsanleih. in chinesicher Hand offiziell nicht zurückzahlen), in
Saudiarabien käme es doch zu einem Politikwechsel.
Current account by country
(Leistungsbilanz)
Deutschland positiv http://www.tradingeconomics.com/germany/current-account
Griechenland neg. http://www.tradingeconomics.com/portugal/balance-of-trade Portugal neg. http://www.tradingeconomics.com/portugal/current-account
Spanien neg. http://www.tradingeconomics.com/spain/current-account
Italien neg. http://www.tradingeconomics.com/italy/current-account
Frankreich neg.! http://www.tradingeconomics.com/france/current-account
UK neg. http://www.tradingeconomics.com/united-kingdom/current-account
Japan positiv http://www.tradingeconomics.com/japan/current-account
Balance of trade by country
(Handelsbilanz)
Deutschland positiv http://www.tradingeconomics.com/germany/balance-of-trade
Griechenland neg. http://www.tradingeconomics.com/portugal/balance-of-trade Portugal leicht neg. http://www.tradingeconomics.com/portugal/balance-of-trade
Spanien neg. http://www.tradingeconomics.com/spain/balance-of-trade
Italien pos. http://www.tradingeconomics.com/italy/balance-of-trade
Frankreich neg. http://www.tradingeconomics.com/france/balance-of-trade
USA neg. http://www.tradingeconomics.com/united-states/balance-of-trade
UK neg. http://www.tradingeconomics.com/united-kingdom/balance-of-trade
Japan ca. 0 http://www.tradingeconomics.com/japan/balance-of-trade
4. In Südeuropa besteht die
Problematik, daß im Vergleich zu Kerneuropa geringe
Wettbewerbsfähigkeit nicht durch eine Währungsabwertung
ausgeglichen werden kann. (Der Euro kann aber insgesamt nach aussen
abwerten). Alternativen wäre Senkung der Produktionskosten in
Südeuropa durch massive Lohnsenkungen - dem stünde massiver
Widerstand der Bevölkerung entgegen - und/oder massive
Lohnerhöhungen bei uns mit gleichzeitiger Abwertung des Euro: Wir
würden quasi in den allgemeinen Abwertungswettlauf einsteigen. Auch
dies könnte wohl in der Praxis nur moderat eingesetzt werden. Eine
dauerhafte Transferunion läßt sich ebenfalls politisch wohl kaum
durchsetzen (zum Glück). Falls diese drei parallel nutzbaren
Optionen scheitern, bliebe für die betroffenen Länder nur die
vierte Möglichkeit der Wiedereinführung von nationalen Währungen
parallel zum Euro. Intuitiv bin ich mir ziemlich sicher, dass es dazu
kommen wird und zwar nicht nur in Griechenland sondern auch in
Portugal und ich vermute ebenfalls in Spanien.
Wirtschaftspolitisch hiese das:
- keine zusätzlichen
Bailoutprogramme durch Deutschland, - Beibehaltung der Ziele mittelfristig die Staatsverschuldung in Deutschland auf das
Niveau der Maastrichtkriterien zurückzuführen (60%)
- Befürwortung von moderaten Lohnsteigerungen wie sie derzeit von den Tarifparteien
angegangen werden, fairen Löhnen im Bereich Zeitarbeit
- allenfalls moderate Konjukturprogramme
- ggf. nutzen des ESM statt für Kauf von Staatsanleihen strauchelnder Staaten zur Finanzausstattung von wichtigen insolventen Banken mit öffentlichem Interesse (Kreditgeber für den Mittelstand), siehe Artikel Professor Harald Hau und Professor Bernd Lucke http://www.wiso.uni-hamburg.de/lucke/wp-content/uploads/2011/04/Hau-Lucke-Alternative-zum-Rettungsschirm-FAZ-16.9.11.pdf.
außerdem schlage ich vor:
- Förderung von Wirtschaftswachstum
über Innovation durch gute Bildungssysteme, Förderung von
Grundlagenforschung und Förderung von Technologie-Start-Ups mit
Kapital wie in der Schweiz- die Einführung einer Finanztransaktionssteuer wie im ZEIT-Artikelhttp://www.zeit.de/2012/07/Finanzmarkt-Steuer beschrieben
Alternative Deutschland geht raus aus dem Euro:
Dies scheint mir aus politischen Gründen nicht sinnvoll. Dadurch würden wir uns von unserem wichtigsten Partner Frankreich aber auch den Interessen unsere anderen wichtigen Partner in Europa und USA isolieren. Volkswirtschaftlich überwögen die Vorteile die Nachteile nach meiner Einschätzung wenn es so gestaltet werden kann, dass die bisher aufgelaufenen Staatsschulden einschließlich der Rettungsprogramme weiter in Euro lauten: dauerhaft stabile Währung, zwar Rückgang des Handelsbilanzüberschusses aber Möglichkeit dies bei den Produktionskosten und im Konsum durch niedrigere Importpreise abzufedern (Energie). (Vorbild, Schweiz, Norwegen, Dänemark, Neuseeland). Folgt man der Argumentation Professor Flassbecks http://www.zeit.de/2012/07/Finanzmarkt-Steuer, dass Südeuropa nur geholfen werden kann, wenn Deutschland um circa 20-30% aufwertet, würde dies sehr schnell erreicht.
Insgesamt hilfreich finde ich neben dem Vortrag von Professor Flassbeck den Vortrag von Professor Hans-Werner Sinn http://www.youtube.com/watch?v=OGGDl_eJte8&feature=related und den Monatsbericht Mai der Deutschen Bundewsbank http://www.bundesbank.de/Redaktion/DE/Downloads/Veroeffentlichungen/Monatsberichte/2012/2012_05_monatsbericht.pdf?__blob=publicationFile
5. Weiterhin problematisch sind die
zunehmenden Unterschiede in der Einkommens-und Vermögensverteilung
in Deutschland (insgesamt aber siehe auch Billiglöhne,
1-Euro-Jobber), siehe auch Reichtumsforschung. Vielverspechend n.m.E.
die Verbesserung der Löhne im Bereich Zeitarbeit
http://www.tagesschau.de/wirtschaft/leiharbeiter108.html; hier würde
ich bei der Erbschaftsteuer ansetzen und die Freibeträge an die
Inflation anpassen, darüber hinaus aber die Sätze erhöhen und
dafür werben, dass Nachbarländer in eine ähnliche Richtung gehen
(Österreich bisher keine Erb.steuer).
6. Ich halte es für sehr gut möglich,
daß es langfristige Zyklen von ca. 70-100 Jahren gibt, in denen sich
Phasen von Wachstum und Verfall, ausgeprägtem Individualismus und
stärkerem Zusammenhalt etc. abwechseln, und dass die Menschen
instinktiv spüren, wenn ein Wechsel kommt bzw. sogar das Gefühl
haben, dass er an der Zeit ist.
7. Darüber hinaus ist es ebenfalls
möglich, dass wir an einer noch langfristigeren Zeitenwende stehen
und sich nach den Phasen des Feudalismus, der kapitalistischen
Bürgergesellschaft eine neues Gesellschaftssystem ausbildet, dass
z.B. kooperativer, basisdemokratischer und bewusster ist. Geht BGE in
diese Richtung?
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