Donnerstag, 24. Januar 2013

Eine piratige Vision für Europa

Nach der Europarede des britischen Premierministers David Cameron http://www.faz.net/aktuell/politik/europaeische-union/grundsatzrede-cameron-will-referendum-ueber-verbleib-in-der-eu-12035501.html hat die britische Piratenpartei hierzu eine Stellungnahme abgeben http://www.publicserviceeurope.com/article/2981/david-camerons-eu-speech-short-on-substance

Es werden darin grosse Unterschiede zu den europapolitischen Vorstellungen der Piratenpartei Deutschland https://wiki.piratenpartei.de/Parteiprogramm#Europa deutlich. Es macht sicher Sinn sich diese Unterschiede anzuschauen und zu diskutieren. Dazu gibt eine Sprachkonferenz über das Internet mittels Mumble Gelegenheit, die die  AG Europa der Piratenpartei Deutschland http://wiki.piratenpartei.de/AG_Europa und die PP UK in Kürze durchführen werden.

Noch spannender finde ich jedoch die Frage, welches Potential für eine gemeinsame Vision für Europa sich abzeichnet.

PP UK schreibt: (meine Übersetzung in Klammern)
Instead, we need to seize the opportunity to make a community that is truly democratically accountable.... (wir müssen die Gelegenheit nutzen eine [europäische] Gemeinschaft aufzubauen, die auf echter Demokratie gründet)
Europe should live up to its own principles on subsidiarity and decisions should not be taken at the EU level if they can be better resolved on a national, regional or local level. ... (Europa sollte das sich bereits selbst gegebene Prinzip der Subsidiarität verwirklichen und Entscheidungen sollten nicht auf EU-Ebene getroffen werden, wenn sie besser auf nationaler, regionaler oder lokaler Ebene behandelt werden können)
Self-determination is after all not just something that the Pirate Party UK sees as a core value, but so does the United Nations....(Selbstbestimmung ist nicht nur der zentrale Wert der Piratenpartei UK sondern auch der Vereinten Nationen)
The time will come for a referendum, when there is something worth voting on ...a radical new vision for Europe that is about true participation and decisions as close to people as possible."(Es wird Zeit für ein Referendum, bei dem es sich lohnt abzustimmen, ...für eine völlig neue Vision von Europa, in der es um echte Teilnahme geht und um Entscheidungen, die so nah wie möglich bei den Menschen getroffen werden)

Auszug Piratenpartei Deutschland:
Unser Ziel ist es, ein durch eine gemeinsame Verfassung konstituiertes rechtsstaatliches, demokratisches und soziales Europa zu gestalten. In einem Europa der Bürger und Regionen steht der Mensch mit seinem Handeln im Mittelpunkt. Möglichkeiten der Bürgerbeteiligung am politischen Prozess auf europäischer, nationaler, regionaler und lokaler Ebene müssen transparent, einfach wahrzunehmen, barriere- und kostenfrei gestaltet werden, um die Demokratie und mit ihr die europäische Einigung zu stärken.

Nach meiner Wahrnehumg sind Eigenständigkeit und Basisdemokratie der Kern aller dieser Aussagen. Zur Bedeutung dieser beiden Ideen schreibt Marina Weissband: "Für mich war die Piratenpartei immer eine Partei, die im Kern gesagt hat: Der Mensch ist eigenständig. Er braucht keine Gängelung, um sein eigenes Umfeld aktiv und sinnvoll mitzugestalten. Er braucht dafür nur Freiheit, Beeinflussungsmöglichkeiten und Aufklärung, also Information." http://www.marinaslied.de/?p=766

Aus dieser Forderung nach Eigenständigkeit und Basisdemokratie lassen sich alle Konkretisierungen der zukünftigen institutionellen Gestaltung Europa ableiten. Umgekehrt können alle vorgeschlagenen Zukunftsmodelle oder Ideen dahingehend befragt werden, ob und gegebenenfalls wie sie diesem Anspruch gerecht werden können.

Dienstag, 22. Januar 2013

Zur Verantwortung der Piraten für das Wahlergebnis in Niedersachsen

Für das enttäuschende Ergebnis tragen wir Piraten alle Veranwortung.

Wir tragen insoweit dafür Verantwortung

- wie wir uns in die thematische Programmarbeit nicht konstruktiv genug eingebracht haben

- wie wir nicht frühzeitig genug die Augen offen gehalten haben, wo es andere Gruppen gibt, die an ähnlichen Themen arbeiten, und uns vernetzt haben

- wie wir uns im liquid feedback nicht genug beteiligt haben

 - wie wir auf dem letzten BPT Anträge zur Geschäftsordnung gestellt haben und lange und viele Verzögerungen in Kauf genommen haben, sodass nur relativ wenige Themenanträge behandelt werden konnten

- wie wir es nicht geschafft haben, mit Leuten zusammenzuarbeiten, die wir anstrengend fanden und es nicht geschafft haben Konflikte zu klären

- wie wir uns nur wenig an der limesurvey-Umfrange im Vorfeld des BPT beteiligt haben und dort nur die Themen gepusht haben, die uns interessiert haben

- wie wir nicht darauf geachtet haben welche Themen den meisten Menschen wichtig sind

- wie wir nicht darauf geachtet haben, in der Programmentwicklung uns auf das Wesentliche zu konzentrieren, sodass der Inhalt für die Leute verständlich bleibt

- wie wir es nicht geschafft haben uns so zu organisieren, dass auch Leute mit weniger Zeit mitmachen können

- wie wir es versäumt haben, Leute mit weniger Interneterfahrung mehr an die Hand zu nehmen

- wie wir noch nicht in allen wichtigen Themen dazu vorgedrungen sind die richtigen Fragen zu stellen

- wie wir unser eigenes Wissen überschätzt, unsere Unwissenheit unterschätzt haben


Lasst uns daraus lernen und es besser machen.

Sonntag, 20. Januar 2013

Piraten zum Europa der 2 Geschwindigkeiten

Gibt es eine Aussage der Piraten zu einem Europa der zwei Geschwindigkeiten?

Ja:

Im Grundsatzprogramm der Piratenpartei Deutschland zu Europa heist es:
 http://www.piratenpartei.de/wp-content/uploads/2012/12/Piratenpartei_Bochumer_Beschl%C3%BCsse_Zweite_Auflage.pdf

"Wir Piraten sind uns der Bedeutung der europäischen Einigung für Frieden, Freiheit,
Wohlstand und Rechtsstaatlichkeit auf diesem -> Kontinent bewusst. Wir erkennen an,
dass diese Errungenschaften weder selbstverständlich noch garantiert sind, sondern
eines ständigen aktiven Einsatzes und Ausgestaltung durch die Menschen -> in Europa
bedürfen.
Als Teil einer transnationalen politischen Bewegung, deren Kommunikationsraum keine
staatlichen Grenzen kennt, sehen wir uns in einer besonderen Verantwortung, den
Bestand -> der europäischen Idee sicherzustellen. Ziel ist es, sie unter Einbeziehung der
historisch gewachsenen kulturellen Unterschiede innerhalb Europas fortzuentwickeln.
Dabei sehen wir -> unsere europäischen Nachbarn als Mitglieder einer Familie. Europapolitik
ist keine Außenpolitik.
Unser Ziel ist es, ein durch eine gemeinsame Verfassung konstituiertes rechtsstaatliches,
demokratisches und soziales -> Europa zu gestalten. In einem Europa der Bürger
und Regionen steht der Mensch mit seinem Handeln im Mittelpunkt. Möglichkeiten der
Bürgerbeteiligung am politischen Prozess auf europäischer, -> nationaler, regionaler und
lokaler Ebene müssen transparent, einfach wahrzunehmen, barriere- und kostenfrei
gestaltet werden, um die Demokratie und mit ihr die -> europäische Einigung zu stärken."

Die -> zeigen, dass wir Europa als Ganzes im Blick haben. Das macht gerade nicht an Grenzen halt, auch nicht an den Grenzen der jetzigen Europäischen Union. Das heist Länder wie die Schweiz oder Norwegen gehören zur europäischen Familie. Der Pfeil bei nationaler zeigt, dass wir die Nationen als derzeitige poltische Gebilde akzeptieren und bereit sind auf dieser Ebene zu kommunizieren und uns zu organisieren, auch als transnationale Bewegung.

Für die Frage eines Europa der 2 Geschwindigkeiten heisst das, dass Länder, die sich teilweise zurückziehen, wichtige Mitglieder der Familie bleiben, deren Meinung für uns zählt und die wir immer wieder fragen, wie wir gemeinsam das zukünftige Europa so gestalten wollen, dass es auch für sie interessant ist ,mitzumachen. Wir als Piraten sollten deshalb gerade mit den Piraten dieser Länder den Dialog suchen und über unser Grundsatzprogramm für Europa mit Ihnen reden und von Ihnen erfahren, ob sie dies auch so sehen und wie dies gemeinsam konkretisiert werden könnte.

Dies ist meine persönliche Meinung als Mitglied der Piratenpartei Deutschland und der Arbeitsgemeinschaft Europa der Piratenpartei Deutschland.

Montag, 7. Januar 2013

Antwort auf Wolfgang Britzl

Wolfgang Britzl schreibt

https://piratenpartei-bayern.de/2013/01/07/sind-wir-bereit-fur-mehr-europa/

mein Kommentar:

Umfangreiche Analyse mit vielen guten Ansätzen, vielen Dank. Bei der Komplexität des Themas nicht überraschend fehlen ein paar Asepkte (kein Vorwurf) und kann frau auch zu anderen Einwertungen kommen, deshalb einige Ergänzungen:

Ich glaube nicht, dass die Konkurrenzfähigkeit mit China (Ziel der Agenda 2010) grundsätzlich zu einem politischen Zielkonflikt mit dem Ausgleich von wirtschaftlichen Ungleichheiten in Europa führen muss, sondern dass eine gute politische Antwort beiden Aspekten gerecht werden kann.

Ich würde das BGE auch nicht als Konkurrenz zu Reformen auf dem Arbeitsmarkt sehen sondern im ersten Schritt als gute Ergänzung und darüber hinaus als kompletten Paradigmenwechsel der ganz neue gesellschaftliche Dynamiken entfalten kann, die herkömmliche Annahmen alt aussehen lassen können.

Die Deutsche Bank ist mit einer Bilanzsumme von ca. 1,9 Billionen Euro eines der weltweit grössten und global systemrelevanten Finanzinstitute und sicher kein kleiner Fisch

Steinbrück bezieht sehr wohl gegen Schattenbanken Stellung siehe ab Seite 14

http://www.spd.de/linkableblob/77088/data/20120926_steinbrueck_papier.pdf4

Zu Deinem Bild von der Seilmannschaft: Natürlich sind wir in Europa eine Seilmannschaft und wollen das auch bleiben, aber wenn das Seil (der Euro) sich als untauglich zeigt, dann lasst uns das Seil aussortieren und durch eines oder mehrere bessere ersetzen. Wer aber an dem Seil trotzdem festhält, weil er nicht zugeben will, dass er sich bei der Auswahl des Seiles getäuscht hat und nicht zugeben will, dass er auf die Experten beim Einkauf (die Ökonomen) nicht gehört hat, der riskiert wirklich die gesamte Seilschaft!

Die erste Version von der Du sprichst würde kurzfrisitg sicher zu Härten in Deutschland und Südeuropa führen ist aber langfristig des bessere Weg für ganz Europa. Ein erster Schritt wäre ein Schuldenschnitt bei Staatsschulden und eine Rekapitalisierung marroder Banken über Beteiligung der Gläubiger der Banken (debt equtiy swaps) und nicht über die Steuerzahler.

https://lqfb.piratenpartei.de/lf/initiative/show/4672.html

Das hat sich sogar schon zum IWF und der EU-Kommission herumgesprochen, die das für zumindest schon die zypriotischen Banken so angehen wollen.

Die skandalöse Jugendarbeitslosigkeit in Spanien und Griechenland von über 50% muss schneller behoben werden als dies mit der Beibehaltung des Euro dort möglich wäre. 10 Jahre zu warten, bis diese Länder sich “gesundgeschrumpft” haben ,ist keine Option, die jemand akzeptieren kann, der wirklich sozial, europäisch und transnational denkt.