Die Piraten sind von ihrem Herkommen und ihrer Affinität zu Netzthemen (z.B. viele Systemadministratoren) unaggressiv und antiautoritär (Nerdkultur). Als politische Partei kamen auch viele Piraten dazu, die die gleichen Kernthemen interessiert, die aber zusätzlich Themen wie Antifaschismus und Feminismus einbringen und oft schon politische Erfahrung aus anderen Gruppierungen mitbringen und damit Erfahrungen politische Positionen aggressiver zu vertreten. Das wird auch durch das #Fahnengate deutlich.
Gegenseitiges Verständnis hilft. Was klar sein sollte ist, dass die Piratenpartei Deutschland Gewalt ausnahmslos ablehnt und das auch ausnahmslos für alle Mitglieder zu gelten hat. Sich gegen Faschismus, Rassismus, Fremdfeindlichkeit und Diskriminierung jeder Art einzusetzen, passt dagegen sehr gut zu den Piraten und ist Konsens. Bei der Wahl der Mittel gibt es jedoch keine Alternative zum demokratischen Handeln innerhalb der freiheitlichen demokratischen Grundordnung. Das sollte sowohl für Aktionen der Partei nach außen gelten (was es tut) als auch für alle Mitglieder für Handeln nach außen und innerparteiliches Handeln gelten (hier möge jeder sich selbst prüfen und auch den Mund aufmachen, wenn andere Piraten das im Eifer für die Sache aus dem Blick verlieren).
Zum gegenseitigen Verständnis und Respekt der verschiedenen Strömungen gehört aber auch, nicht nur aggressiven Antifaschismus oder zum Beispiel auch aggressiven Feminismus als "Störenfriede" in der Piratenpartei wahrzunehmen, die es zu integrieren oder zu bekämpfen gilt (ich bin fürs integrieren siehe auch https://wiki.piratenpartei.de/Benutzer:Michael_Ebner/lebenlassen und dort mein statement unter Diskussion https://wiki.piratenpartei.de/Benutzer_Diskussion:Michael_Ebner/lebenlassen), sondern zu sehen, dass die ausgeprägte unaggressive Nerdkultur quasi ein Vacuum geschaffen hat, das von Piraten in aus ihrer Sicht guter Absicht gefüllt wurde, die sozusagen mit aggressiveren Politikmethoden in Berührung kamen. Innerhalb einer politischen Partei gehört es insofern auch für die Ruhigeren dazu, sich deutlich einzubringen und ein Stück weit eigene Aggressivität zu entdecken und auf humane Art und Weise in den innerparteilichen Diskurs einzubringen.
Samstag, 11. Januar 2014
Freitag, 10. Januar 2014
Wählerpotentiale für die Piraten
Das Ganze hier ist nur ein Diskussionsvorschlag und soll eine grobe Richtung aufzeigen. Es geht keinesfalls darum irgend jemand Vorschriften zu machen, ob sie sich zur Piratenpartei zugehörig fühlt oder nicht. Das ist imo ihre Entscheidung, solange sie sich auf dem Boden der freiheitlich demokratischen Grundordnung bewegt und keine no-go-Positionen wie Rassismus oder Fremdenfeindlichkeit vertritt.
Vorschlag:
Statt links/rechts nutzen wir ein Kreuz mit der Vertikalen national/kosmopolitisch und der Horizontalen etatistisch/freiheitlich.
hier die Grafik:
https://wiki.piratenpartei.de/wiki/images/7/76/W%C3%A4hlerpotentiale2014.pdf
Die Piraten sind imo im Großen und Ganzen kosmopolitischer als die anderen Parteien und grundsätzlich freiheitlich (zeigt sich bei Bürgerrechten und dass wir im Prinzip die Marktwirtschaft/Vertragsfreiheit akzeptieren) je nach gesellschaftlichen Verhältnissen sind wir aber auch für etatistische Antworten (BGE, Mindestlohn, fahrscheinloser Nahverkehr) bzw. wenn Teilhabe als Bürgerrecht nur über etatistische Intervention erreichbar ist.
Vorschlag:
Statt links/rechts nutzen wir ein Kreuz mit der Vertikalen national/kosmopolitisch und der Horizontalen etatistisch/freiheitlich.
hier die Grafik:
https://wiki.piratenpartei.de/wiki/images/7/76/W%C3%A4hlerpotentiale2014.pdf
Die Piraten sind imo im Großen und Ganzen kosmopolitischer als die anderen Parteien und grundsätzlich freiheitlich (zeigt sich bei Bürgerrechten und dass wir im Prinzip die Marktwirtschaft/Vertragsfreiheit akzeptieren) je nach gesellschaftlichen Verhältnissen sind wir aber auch für etatistische Antworten (BGE, Mindestlohn, fahrscheinloser Nahverkehr) bzw. wenn Teilhabe als Bürgerrecht nur über etatistische Intervention erreichbar ist.
Donnerstag, 19. Dezember 2013
Mein finales statement zu Stuttgart_21 :)
Auf dem Parteitag der Piraten in Bremen
kam immer wieder die Frage an die Kandidaten, was sie von Stuttgart_21 halten. Offensichtlich hatte da noch jemand Klärungsbedarf. Die
Kandidaten antworten meistens kundig, dennoch blieb bei mir ein vages
Gefühl, dass noch nicht alles gesagt war:
Unter dem Strich finde ich Stuttgart_21
klasse! Nicht den Bahnhof, der ist Bockmist, aber durch Stuttgart_21
wurde mir klar, dass es eine starke Zivilgesellschaft gibt, die
bereit ist, sich einzubringen und die sehr vielfältig und breit
verteilt ist.
Eine historische Wegmarke einer
Bürgerdemokratie ist für mich die Schlichtung gewesen http://de.wikipedia.org/wiki/Schlichtung_zu_Stuttgart_21. Nicht, weil
da was Gutes bei rausgekommen ist. Der Vorschlag des Schlichters
Heiner Geisler für ein Stuttgart_21Plus war Schrott, aber das
Verfahren, das da abging!:
1974 gab es nachts im Fernsehen den
legendären Boxkampf „rumble in the jungle“ zwischen Muhammad Ali
gegen George Foreman im Fernsehen http://de.wikipedia.org/wiki/Rumble_in_the_Jungle. Wir hatten im lifestream bei
Phoenix 9 x 4 Stunden Streitgespräche. Ich saß stundenlang am PC, die Arbeit stapelte sich um mich herum und ich genoss diesen Austausch von Argumenten auf meist hohem Niveau,
vor allem die Expertenbeiträge von beiden Seiten: Demokratie durch
Information. Politiker wurden greifbar. Ich erinnere noch, wie die
CDU Umweltministerin Tanja Gönner in eine Brezel biß und die
schnell versteckte, als sie merkte dass die Kamera auf sie zeigte.
Das Kalkül gut anzukommen, dominiert das, was man eigentlich will :)
Oder wie der Grüne Boris Palmer mit
der Überheblichkeit des vermeintlich versierten politischen Redners
plötzlich alt aussah gegenüber einem Tunnelbaubauingenieur, der so
gut war, dass ich es von Herzen bedauerte, nicht jünger zu sein und
an seiner Hochschule ein Technikstudium aufnehmen zu können. Unter
dem Strich blieb es für mich bei einer deutlichen Ablehnung von
Stuttgart_21, aber mit einem besseren Verständnis der Verhältnisse
und unserer Gesellschaft.
Ich bin sicher Stuttgart_21 hat im
kollektiven Gedächtnis gewichtige Spuren hinterlassen und wird uns
helfen, weiter zu einer informierten Zivilgesellschaft zu wachsen, in
der Basisdemokratie ihren Platz hat.
Montag, 18. November 2013
Highlights Wahlprogrammvorschläge der Piraten zur Europawahl
Auch wenn aus Zeitgründen auf den kommenden zwei Bundesparteitagen der Piraten wenig Chancen bestehen, außer den Sammelanträgen themenspezifische Texte für das Europawahlprogramm abzustimmen, hat die Abstimmung der Mitglieder über die Reihenfolge auf der Tagesordnung nach meiner Wahrnehmung sehr gute Texte nach vorne gestellt, die es in jedem Fall lohnen, nicht in Vergessenheit zu geraten und eine gute Orientierungsmöglichkeit für eine künftige Gruppe von Piraten im Europaparlament bieten.
Ich verlinke hier die Top 10 Anträge:
1. Sicherheit in Freiheit http://wiki.piratenpartei.de/Antrag:Bundesparteitag_2013.2/Antragsportal/WP054
Hier gefällt mir gut, dass die Europäische Grundrechteagentur http://de.wikipedia.org/wiki/Agentur_der_Europ%C3%A4ischen_Union_f%C3%BCr_Grundrechte genutzt werden soll, um alle Programme und Befugnisse von Sicherheitsbehörden in Europa zu untersuchen
2. Europäische Bildungspolitik http://wiki.piratenpartei.de/Antrag:Bundesparteitag_2013.2/Antragsportal/WP065
viele gute Bausteine
3. Europäische Asylpolitik http://wiki.piratenpartei.de/Antrag:Bundesparteitag_2013.2/Antragsportal/WP002
4. EU-Demokratisierung vor Übertragung neuer Aufgaben http://wiki.piratenpartei.de/Antrag:Bundesparteitag_2013.2/Antragsportal/WP056 diesen Grundsatz zu formulieren, halte ich persönlich für sehr wichtig
5. Prinzipien für internationale Handelsabkommen http://wiki.piratenpartei.de/Antrag:Bundesparteitag_2013.2/Antragsportal/WP024
die Anträge 6.-10. sind:
6. digitale Kultur http://wiki.piratenpartei.de/Antrag:Bundesparteitag_2013.2/Antragsportal/WP042
7. Spekulation mit Nahrungsmitteln verbieten http://wiki.piratenpartei.de/Antrag:Bundesparteitag_2013.2/Antragsportal/WP027
8.Energiepolitik in Europa http://wiki.piratenpartei.de/Antrag:Bundesparteitag_2013.2/Antragsportal/WP058
9. Transparenzvorgaben für Rettungskredite http://wiki.piratenpartei.de/Antrag:Bundesparteitag_2013.2/Antragsportal/WP049
10. Transparenz bei öffentlichen Aufträgen http://wiki.piratenpartei.de/Antrag:Bundesparteitag_2013.2/Antragsportal/WP026
Das Ranking der 25 am höchsten abgestimmten Anträge findet sich hier http://wiki.piratenpartei.de/Bundesparteitag_2013.2/Tagesordnung
Ich verlinke hier die Top 10 Anträge:
1. Sicherheit in Freiheit http://wiki.piratenpartei.de/Antrag:Bundesparteitag_2013.2/Antragsportal/WP054
Hier gefällt mir gut, dass die Europäische Grundrechteagentur http://de.wikipedia.org/wiki/Agentur_der_Europ%C3%A4ischen_Union_f%C3%BCr_Grundrechte genutzt werden soll, um alle Programme und Befugnisse von Sicherheitsbehörden in Europa zu untersuchen
2. Europäische Bildungspolitik http://wiki.piratenpartei.de/Antrag:Bundesparteitag_2013.2/Antragsportal/WP065
viele gute Bausteine
3. Europäische Asylpolitik http://wiki.piratenpartei.de/Antrag:Bundesparteitag_2013.2/Antragsportal/WP002
4. EU-Demokratisierung vor Übertragung neuer Aufgaben http://wiki.piratenpartei.de/Antrag:Bundesparteitag_2013.2/Antragsportal/WP056 diesen Grundsatz zu formulieren, halte ich persönlich für sehr wichtig
5. Prinzipien für internationale Handelsabkommen http://wiki.piratenpartei.de/Antrag:Bundesparteitag_2013.2/Antragsportal/WP024
die Anträge 6.-10. sind:
6. digitale Kultur http://wiki.piratenpartei.de/Antrag:Bundesparteitag_2013.2/Antragsportal/WP042
7. Spekulation mit Nahrungsmitteln verbieten http://wiki.piratenpartei.de/Antrag:Bundesparteitag_2013.2/Antragsportal/WP027
8.Energiepolitik in Europa http://wiki.piratenpartei.de/Antrag:Bundesparteitag_2013.2/Antragsportal/WP058
9. Transparenzvorgaben für Rettungskredite http://wiki.piratenpartei.de/Antrag:Bundesparteitag_2013.2/Antragsportal/WP049
10. Transparenz bei öffentlichen Aufträgen http://wiki.piratenpartei.de/Antrag:Bundesparteitag_2013.2/Antragsportal/WP026
Das Ranking der 25 am höchsten abgestimmten Anträge findet sich hier http://wiki.piratenpartei.de/Bundesparteitag_2013.2/Tagesordnung
Dienstag, 29. Oktober 2013
2 Linien einer möglichen Europapolitik bei den Piraten
Das Folgende ist meine subjektive Meinung - ich kann da ziemlich falsch liegen - und richtet sich in erster Linie an Piraten/innen im Rahmen eines parteiinternen Diskurses:
Im Gegensatz zu meinem post "Europa gemeinsam gestalten" http://liberalundkooperativ.blogspot.de/2013/10/europa-gemeinsam-gestalten.html möchte ich hier eine andere politische Linie aufzeigen, die ich bei der Piratenpartei Deutschland wahrnehme:
Die Idee ist wir wollen Demokratie auf allen politischen Ebenen und dabei möglichst viel auf der Europäischen und vielleicht noch auf der regionalen und kommunalen Ebene, die nationale Ebene kann ohne grundsätzliche Vorbehalte ausgedünnt werden.
Ich halte diese Einstellung zwar für verständlich, aber für zu platt. Das Demokratiedefizit in der Europäschen Union http://de.wikipedia.org/wiki/Demokratiedefizit_der_Europ%C3%A4ischen_Union liegt nicht nur an noch nicht ausreichend demokratischen politischen Institutionen (EU-Kommission, Rat der EU, Parlament), sondern auch daran, dass es noch keine vollwertige europäische Öffentlichkeit gibt, angefangen über eine gemeinsame Sprache bis zu gemeinsamen Medien. Damit fehlt ein gesamteuropäischer Diskursraum und damit auch eine vollentwickelte gesamteuropäische Zivilgesellschaft. Selbst die Piratenpartei als transnationale Bewegung ist parteiintern hier nicht fortschrittlich. Die im September gegründete Europäische Piratenpartei PP-EU hat in ihrer Satzung festgelegt, dass jede nationale europäische Piratenpartei eine Stimme hat, statt des denkbaren Prinzips von one woman one vote europaweit für alle Mitglieder europäischer Piratenparteien. http://ppeu.net/wiki/doku.php?id=statutes:final#art_8_observer_members Das ist hier keine Kritik an der PP-EU, es ist einfach die derzeitige Realität. Deshalb bin ich zwar dafür, die europäischen politischen Institutionen bereits jetzt demokratischer zu gestalten, aber ich rate zur Vorsicht bei der schnellen Übertragung weiterer Kompetenzen nach Brüssel. Lasst uns erst mit dem europäischen Diskurs weitermachen. Mehr Piraten im Europaparlament sind dafür ein Meilenstein. Ganz gut passt dazu eine Position, die wir schon mal im liquid feedback abgestimmt hatten: https://lqfb.piratenpartei.de/lf/initiative/show/4232.html
Im Gegensatz zu meinem post "Europa gemeinsam gestalten" http://liberalundkooperativ.blogspot.de/2013/10/europa-gemeinsam-gestalten.html möchte ich hier eine andere politische Linie aufzeigen, die ich bei der Piratenpartei Deutschland wahrnehme:
Die Idee ist wir wollen Demokratie auf allen politischen Ebenen und dabei möglichst viel auf der Europäischen und vielleicht noch auf der regionalen und kommunalen Ebene, die nationale Ebene kann ohne grundsätzliche Vorbehalte ausgedünnt werden.
Ich halte diese Einstellung zwar für verständlich, aber für zu platt. Das Demokratiedefizit in der Europäschen Union http://de.wikipedia.org/wiki/Demokratiedefizit_der_Europ%C3%A4ischen_Union liegt nicht nur an noch nicht ausreichend demokratischen politischen Institutionen (EU-Kommission, Rat der EU, Parlament), sondern auch daran, dass es noch keine vollwertige europäische Öffentlichkeit gibt, angefangen über eine gemeinsame Sprache bis zu gemeinsamen Medien. Damit fehlt ein gesamteuropäischer Diskursraum und damit auch eine vollentwickelte gesamteuropäische Zivilgesellschaft. Selbst die Piratenpartei als transnationale Bewegung ist parteiintern hier nicht fortschrittlich. Die im September gegründete Europäische Piratenpartei PP-EU hat in ihrer Satzung festgelegt, dass jede nationale europäische Piratenpartei eine Stimme hat, statt des denkbaren Prinzips von one woman one vote europaweit für alle Mitglieder europäischer Piratenparteien. http://ppeu.net/wiki/doku.php?id=statutes:final#art_8_observer_members Das ist hier keine Kritik an der PP-EU, es ist einfach die derzeitige Realität. Deshalb bin ich zwar dafür, die europäischen politischen Institutionen bereits jetzt demokratischer zu gestalten, aber ich rate zur Vorsicht bei der schnellen Übertragung weiterer Kompetenzen nach Brüssel. Lasst uns erst mit dem europäischen Diskurs weitermachen. Mehr Piraten im Europaparlament sind dafür ein Meilenstein. Ganz gut passt dazu eine Position, die wir schon mal im liquid feedback abgestimmt hatten: https://lqfb.piratenpartei.de/lf/initiative/show/4232.html
Montag, 28. Oktober 2013
Europa gemeinsam gestalten
Ich will in einem vereinten Europa leben, das
seine Vielfalt bewahrt und eine konstruktive Rolle darüber hinaus spielt.
Dazu gehört für mich, die EU-Institutionen demokratischer zu gestalten und mittelfristig eine europäische Verfassung, die in der Lage ist, das Grundgesetz abzulösen.
Dazu gehört für mich aber auch, bis das mit der Verfassung so weit ist, nicht noch mehr Souveränität „nach Brüssel“ über zwischenstaatliche Verträge abzugeben.
Das mag wie ein Spagat aussehen, ist aber letztlich das Gleiche: Demokratie funktioniert nur, wenn sie auf einer starken Zivilgesellschaft fusst, die sich auf allen Ebenen der politischen Willensbildung einmischt. Auf der gesamteuropäischen Ebene sollte darauf geachtet werden, diese Zivilgesellschaft in ihrem eigenen Tempo zusammenwachsen zu lassen und die Weiterentwicklung der politischen Institutionen in Europa darauf abzustimmen.
Das EU-Parlament ist trotz seiner "Schwächen" gerade dabei, ein eigener Machtfaktor in der europäischen Politik zu werden, es bietet bereits jetzt eine sehr gute Möglichkeit für einen europaweiten Diskursraum, in dem parteiübergreifend Sachpolitik betrieben wird wie zum Beispiel aktuell in der Flüchtlingspolitik http://www.sven-giegold.de/2013/lampedusa-resolution-des-europaparlaments .Es ist damit ein ideales Betätigungsfeld für uns Piraten.
Dazu gehört für mich, die EU-Institutionen demokratischer zu gestalten und mittelfristig eine europäische Verfassung, die in der Lage ist, das Grundgesetz abzulösen.
Dazu gehört für mich aber auch, bis das mit der Verfassung so weit ist, nicht noch mehr Souveränität „nach Brüssel“ über zwischenstaatliche Verträge abzugeben.
Das mag wie ein Spagat aussehen, ist aber letztlich das Gleiche: Demokratie funktioniert nur, wenn sie auf einer starken Zivilgesellschaft fusst, die sich auf allen Ebenen der politischen Willensbildung einmischt. Auf der gesamteuropäischen Ebene sollte darauf geachtet werden, diese Zivilgesellschaft in ihrem eigenen Tempo zusammenwachsen zu lassen und die Weiterentwicklung der politischen Institutionen in Europa darauf abzustimmen.
Das EU-Parlament ist trotz seiner "Schwächen" gerade dabei, ein eigener Machtfaktor in der europäischen Politik zu werden, es bietet bereits jetzt eine sehr gute Möglichkeit für einen europaweiten Diskursraum, in dem parteiübergreifend Sachpolitik betrieben wird wie zum Beispiel aktuell in der Flüchtlingspolitik http://www.sven-giegold.de/2013/lampedusa-resolution-des-europaparlaments .Es ist damit ein ideales Betätigungsfeld für uns Piraten.
Ich will, dass diese Linie im Europäischen Parlament, im Ausschuss für konstitutionelle Fragen vertreten und im Dialog mit den Piraten und den Bürgern Europas ausgestaltet wird.
Anmerkung: der Text hat sich nach der Erstveröffentlichung noch ein paar mal verändert; letzter Stand 29.10.2013 9:18
Dienstag, 22. Oktober 2013
Optionen für eine nachhaltige europäische Geldpolitik
Anlässlich des Gespräches der Piraten mit dem Grünen Finanzexperten aus dem Europaparlament Sven Giegold http://www.geldsystempiraten.de/wp/sven-giegold-kommt-zum-podiumsgesprach/ möchte ich hier einige sehr "grobe" Optionen einer nachhaltigen europäischen Geldpolitik auflisten und kurz kommentieren:
Aktuell leidet inbesondere Südeuropa unter sehr hoher Arbeitslosigkeit als Folge der Finanzkrise seit 2008, einer strikten Sparpolitik und fehlender Währungsflexibilität.
Problemfelder im Einzelnen:
1. Störanfälligkeit der Realwirtschaft durch die Finanzwirtschaft
2. hohe möglicherweise nicht nachhaltige Staatsschulden/Bankschulden in Südeuropa im Vergleich zur Wirtschaftsleistung
3. stark ungleiche Vermögensverteilung der Privathaushalte
4. Defizite staatlicher Institutionen in Südeuropa und daraus resultierend Wettbewerbsdefizite der südeuropäischen Wirtschaft bei fehlender Währungsflexibilität
Lösungen:
Regulierung des Finanz-und Bankensektors um Schieflagen zu bereinigen und zukünftig zu vermeiden (z.B. Trennbankensystem) -> auf jeden Fall gut, ändert aber nichts an der Wettbewerbsproblematik der südeuropäischen Wirtschaft.
grundlegende Neugestaltung des Geldsystems -> ein sehr dickes Brett, bei dem sich noch nicht abzeichnet, welche Alternativen in eine engere Wahl kommen könnten. Außerdem wird ein Systemwechsel gesellschaftlich nur akzeptiert werden, wenn das derzeitige System deutlich gescheitert ist. Das ist bis jetzt trotz aller Probleme nicht der Fall.
Staatliches Europäisches Invesititionsprogramm -> kann nur eine Ergänzung sein, da es die Ursachen nicht wesenlich verändert.
Refinanzierung marroder Banken über Gläubigerbeteiligung -> eine gute Lösung.
Entlastung der Südeuropäischen Staatshaushalte durch Schuldenschnitte oder durch Überleitung der Staatsschulden an die europäische Zentralbank, letzteres wirft ordnungspolitische Fragen auf -> ich halte Schuldenschnitte für die derzeit beste Variante: über die Gläubigerbeteiligung bei der Bankenrekapitalisierung kann man den Teufelskreis von der gegenseitigen Gefährdung von Bankenbilanzen und Staatshaushalten durchbrechen und der von der Bankenlobby an die Wand gemalte allgemeine Finanzkollaps, wenn sie nicht mit Steuergeldern gerettet würden, wäre wenig wahrscheinlich.
einheitliche europäische Wirtschaftspolitik Voraussetzung: demokratische Strukturen auf europäischer Ebene, europäische Verfassung -> geht nur mittelfristig, ich fände es falsch die Krise zu nutzen, um neue Strukturen durchzusetzen, die die Macht der Parlamente weiter beschneiden, ohne eine von den Europäern in Referenden bestätigte neue Verfassung.
Transferzahlungen innerhalb Europas zugunsten der derzeit schwachen Wirtschaftsregionen
-> auf Dauer nicht nachhaltig und für die Emfängerländer als Dauerlösung auch nicht angenehm.
Parallelwährungen: Antwort auf die Wettbewerbsproblematik, begegnet aber viel Skepsis,-> sollte man näher prüfen.
Vermögenssteuer, um die Ungleichverteilung von Vermögen direkt anzugehen -> halte ich ergänzend für notwendig.
weiteres Vorgehen:
Vielleicht sollten die Piraten für jedes Problemfeld zwei oder drei Optionen in die politische Diskussion einbringen, die nachhaltig sind. Wichtig ist es, diese Diskussion auf europäischer Ebene zu führen und dabei keine Optionen auszuklammern aus Angst die europäische Idee zu gefährden: Wenn ein vereintes Europa eine Zukunft hat, dann hält es solche Diskussionen nicht nur aus, sondern wächst daran.
Aktuell leidet inbesondere Südeuropa unter sehr hoher Arbeitslosigkeit als Folge der Finanzkrise seit 2008, einer strikten Sparpolitik und fehlender Währungsflexibilität.
Problemfelder im Einzelnen:
1. Störanfälligkeit der Realwirtschaft durch die Finanzwirtschaft
2. hohe möglicherweise nicht nachhaltige Staatsschulden/Bankschulden in Südeuropa im Vergleich zur Wirtschaftsleistung
3. stark ungleiche Vermögensverteilung der Privathaushalte
4. Defizite staatlicher Institutionen in Südeuropa und daraus resultierend Wettbewerbsdefizite der südeuropäischen Wirtschaft bei fehlender Währungsflexibilität
Lösungen:
Regulierung des Finanz-und Bankensektors um Schieflagen zu bereinigen und zukünftig zu vermeiden (z.B. Trennbankensystem) -> auf jeden Fall gut, ändert aber nichts an der Wettbewerbsproblematik der südeuropäischen Wirtschaft.
grundlegende Neugestaltung des Geldsystems -> ein sehr dickes Brett, bei dem sich noch nicht abzeichnet, welche Alternativen in eine engere Wahl kommen könnten. Außerdem wird ein Systemwechsel gesellschaftlich nur akzeptiert werden, wenn das derzeitige System deutlich gescheitert ist. Das ist bis jetzt trotz aller Probleme nicht der Fall.
Staatliches Europäisches Invesititionsprogramm -> kann nur eine Ergänzung sein, da es die Ursachen nicht wesenlich verändert.
Refinanzierung marroder Banken über Gläubigerbeteiligung -> eine gute Lösung.
Entlastung der Südeuropäischen Staatshaushalte durch Schuldenschnitte oder durch Überleitung der Staatsschulden an die europäische Zentralbank, letzteres wirft ordnungspolitische Fragen auf -> ich halte Schuldenschnitte für die derzeit beste Variante: über die Gläubigerbeteiligung bei der Bankenrekapitalisierung kann man den Teufelskreis von der gegenseitigen Gefährdung von Bankenbilanzen und Staatshaushalten durchbrechen und der von der Bankenlobby an die Wand gemalte allgemeine Finanzkollaps, wenn sie nicht mit Steuergeldern gerettet würden, wäre wenig wahrscheinlich.
einheitliche europäische Wirtschaftspolitik Voraussetzung: demokratische Strukturen auf europäischer Ebene, europäische Verfassung -> geht nur mittelfristig, ich fände es falsch die Krise zu nutzen, um neue Strukturen durchzusetzen, die die Macht der Parlamente weiter beschneiden, ohne eine von den Europäern in Referenden bestätigte neue Verfassung.
Transferzahlungen innerhalb Europas zugunsten der derzeit schwachen Wirtschaftsregionen
-> auf Dauer nicht nachhaltig und für die Emfängerländer als Dauerlösung auch nicht angenehm.
Parallelwährungen: Antwort auf die Wettbewerbsproblematik, begegnet aber viel Skepsis,-> sollte man näher prüfen.
Vermögenssteuer, um die Ungleichverteilung von Vermögen direkt anzugehen -> halte ich ergänzend für notwendig.
weiteres Vorgehen:
Vielleicht sollten die Piraten für jedes Problemfeld zwei oder drei Optionen in die politische Diskussion einbringen, die nachhaltig sind. Wichtig ist es, diese Diskussion auf europäischer Ebene zu führen und dabei keine Optionen auszuklammern aus Angst die europäische Idee zu gefährden: Wenn ein vereintes Europa eine Zukunft hat, dann hält es solche Diskussionen nicht nur aus, sondern wächst daran.
Mittwoch, 16. Oktober 2013
Der jetzige Euro ist nicht plattformneutral
Das Folgende ist meine subjektive Meinung, ich kann da ziemlich falsch liegen und richtet sich in erster Linie an Piraten im Rahmen eines parteiinternen Diskurses:
Viele Piraten sind nach meiner Vermutung für den Euro, weil es auf den ersten Blick so aussieht, als sei er eine gute Idee, weil er eine neutrale Bezahl-Plattform für alle bietet. Aus Verbrauchersicht kann das so aussehen. Der Euro ist in seiner jetzigen Form aber gerade nicht plattformneutral, weil er Teil eines komplexen Wirtschafts- und Währungssystems ist, das immer noch von vielen nationalen Komponenten dominiert wird. Das kann man natürlich bedauern und auch politisch ändern wollen - was ich befürworte - aber es ist die Realität, von der wir ausgehen müssen.
Angestrebte Plattformneutralität ist nichts Neues. Eine unabhängige Justiz ist eine neutrale Plattform, die wir für eine gerechte Gesellschaft brauchen, genauso wie zum Beispiel freie, geheime, allgemeine und gleiche Wahlen, Bürgerrechte oder wie ein Bildungssystem, das allen gute Bildung ermöglicht.
Um Plattformneutralität für die Menschen und Unternehmen im Währungs- und Wirtschaftsbereich in Europa herzustellen, braucht es langfristig - wenn man den Euro in seiner jetzigen Form erhalten will - statt einer völkerrechtlich basierten EU eine verfassungsbasierte wirklich demokratische europäische Föderation mit sehr viel Entscheidungsmacht auf der Zentralebene. Die Piraten konnten sich dazu bisher noch nicht durchringen. Die Vorschläge in der Initiative gemeinsames Wahlprogramm (29,31,36,51,52) inklusive meiner eigenen http://wiki.piratenpartei.de/Initiative_gemeinsames_Europawahlprogramm/Antr%C3%A4ge_f%C3%BCr_die_Umfrage_2013#Zukunft_Europa_-_Europa_in_20_Jahren kamen auf Zustimmungsquoten von 36-52%.
Kurzfristig braucht es entweder große Transferleistungen, um die fehlende Plattformneutralität auszugleichen, was aus “systemischer” Sicht nicht sehr befriedigend ist oder Parallelwährungen als Ergänzungen zum Euro, um die Plattformneutralität doch noch hinzubekommen. Letzteres solle man nicht aus rein ideologischen Gründen ablehnen oder weil Leute, deren sonstigen politischen Einstellungen man schlimm findet, ähnliche Lösungsvorschläge machen. Ein solches Verhalten wäre gerade nicht plattformneutral, das es Informationen nicht nach ihrer Informationsqualität bemisst, sondern nach ihrem Absender.
Wenn man nichts dergleichen macht, so wie jetzt, leiden sehr viele Menschen in Südeuropa unter den Defiziten.
Viele Piraten sind nach meiner Vermutung für den Euro, weil es auf den ersten Blick so aussieht, als sei er eine gute Idee, weil er eine neutrale Bezahl-Plattform für alle bietet. Aus Verbrauchersicht kann das so aussehen. Der Euro ist in seiner jetzigen Form aber gerade nicht plattformneutral, weil er Teil eines komplexen Wirtschafts- und Währungssystems ist, das immer noch von vielen nationalen Komponenten dominiert wird. Das kann man natürlich bedauern und auch politisch ändern wollen - was ich befürworte - aber es ist die Realität, von der wir ausgehen müssen.
Angestrebte Plattformneutralität ist nichts Neues. Eine unabhängige Justiz ist eine neutrale Plattform, die wir für eine gerechte Gesellschaft brauchen, genauso wie zum Beispiel freie, geheime, allgemeine und gleiche Wahlen, Bürgerrechte oder wie ein Bildungssystem, das allen gute Bildung ermöglicht.
Um Plattformneutralität für die Menschen und Unternehmen im Währungs- und Wirtschaftsbereich in Europa herzustellen, braucht es langfristig - wenn man den Euro in seiner jetzigen Form erhalten will - statt einer völkerrechtlich basierten EU eine verfassungsbasierte wirklich demokratische europäische Föderation mit sehr viel Entscheidungsmacht auf der Zentralebene. Die Piraten konnten sich dazu bisher noch nicht durchringen. Die Vorschläge in der Initiative gemeinsames Wahlprogramm (29,31,36,51,52) inklusive meiner eigenen http://wiki.piratenpartei.de/Initiative_gemeinsames_Europawahlprogramm/Antr%C3%A4ge_f%C3%BCr_die_Umfrage_2013#Zukunft_Europa_-_Europa_in_20_Jahren kamen auf Zustimmungsquoten von 36-52%.
Kurzfristig braucht es entweder große Transferleistungen, um die fehlende Plattformneutralität auszugleichen, was aus “systemischer” Sicht nicht sehr befriedigend ist oder Parallelwährungen als Ergänzungen zum Euro, um die Plattformneutralität doch noch hinzubekommen. Letzteres solle man nicht aus rein ideologischen Gründen ablehnen oder weil Leute, deren sonstigen politischen Einstellungen man schlimm findet, ähnliche Lösungsvorschläge machen. Ein solches Verhalten wäre gerade nicht plattformneutral, das es Informationen nicht nach ihrer Informationsqualität bemisst, sondern nach ihrem Absender.
Wenn man nichts dergleichen macht, so wie jetzt, leiden sehr viele Menschen in Südeuropa unter den Defiziten.
Donnerstag, 19. September 2013
eine Wegmarke hin zu einer europäischen Außenpolitik
Ich hatte vor fast drei Wochen in einer mail bei den Piraten unter dem Titel "Ein Sieg für den Parlamentarismus" die Ablehnung eines Militärschlages gegen Syrien durch das Britische Unterhaus gegen Premierminister Cameron kommentiert, dass ich das klasse finde, da
- anscheinend Inhalt vor Parteiraison geht.
- anscheinend auch nicht gleich gefragt wird, ob Cameron deshalb als Regierungschef wackelt.
- in der Begründung auch auf die Meinung der Bevölkerung Bezug genommen wurde.
- anscheinend Inhalt vor Parteiraison geht.
- anscheinend auch nicht gleich gefragt wird, ob Cameron deshalb als Regierungschef wackelt.
- in der Begründung auch auf die Meinung der Bevölkerung Bezug genommen wurde.
Erst mit etwas Abstand ist mir die
mögliche historische Tragweite dieser Entscheidung klar geworden:
Im Gegensatz zur Frage der Beteiligung am Irakkrieg hat sich Großbritannien hier gegen seinen engsten strategischen Verbündeten, die USA, gestellt und eine eigene Position eingenommen, auf der Seite der Mehrheitsmeinung der eigenen Bevölkerung. 2003 war Robin Cook als amtierender Aussenminister unter Tony Blair wegen dem Kriegseintritt Großbritanniens als Außenminster zurückgetreten, ebenfalls an der Seite der Mehrheitsmeinung der Bevölkerung. In seiner damaligen Begründung http://news.bbc.co.uk/2/hi/2859431.stm, finden sich sehr viele Parallelen zu heute, mit dem einzigen Unterscheid, dass diesmal das britische Parlament entsprechend abgestimmt hat. Seine Rede wurde als eine der besten Reden im Unterhaus bezeichnet, angeblich hat er sogar ein Art standing ovations dafür bekommen, was es so im Unterhaus noch nicht gegeben haben soll, er hat also wohl einen Eindruck hinterlassen, aber die Entscheidung verlief anders. Vielleicht muss man die jetzige Entscheidung des Parlaments in diesem Zusammenhang sehen.
Im Gegensatz zur Frage der Beteiligung am Irakkrieg hat sich Großbritannien hier gegen seinen engsten strategischen Verbündeten, die USA, gestellt und eine eigene Position eingenommen, auf der Seite der Mehrheitsmeinung der eigenen Bevölkerung. 2003 war Robin Cook als amtierender Aussenminister unter Tony Blair wegen dem Kriegseintritt Großbritanniens als Außenminster zurückgetreten, ebenfalls an der Seite der Mehrheitsmeinung der Bevölkerung. In seiner damaligen Begründung http://news.bbc.co.uk/2/hi/2859431.stm, finden sich sehr viele Parallelen zu heute, mit dem einzigen Unterscheid, dass diesmal das britische Parlament entsprechend abgestimmt hat. Seine Rede wurde als eine der besten Reden im Unterhaus bezeichnet, angeblich hat er sogar ein Art standing ovations dafür bekommen, was es so im Unterhaus noch nicht gegeben haben soll, er hat also wohl einen Eindruck hinterlassen, aber die Entscheidung verlief anders. Vielleicht muss man die jetzige Entscheidung des Parlaments in diesem Zusammenhang sehen.
Ich glaube, wir sind in Europa an einem Punkt angekommen, dass
wichtige politische Positionen mehr hinterfragt und neu gedacht werden können,
dass Sachpolitik vor Ideologie geht. In
Europa haben wir die Chance, dass sich mehr und mehr wirklich eine
gemeinsame europäische Außenpolitik entwickeln kann, die auf
gemeinsamen Werten basiert und darauf, sich als Teil Europas zu
verstehen. Robin Cook zeigt in seiner chicken tikka masala Rede http://www.theguardian.com/world/2001/apr/19/race.britishidentity, dass
britische Identität und Europäische Identität (neben einer
kosmopolitischen Identität :) ) nicht in Konkurrenz zueinander
stehen, sondern sich ergänzen. Wasser auf meine Mühlen :)
Vielleicht bleiben diese positiven Entwicklungen noch lange eher die Ausnahme, ein Selbstgänger sind sie sicher nicht und eine Bewegung wie die Piratenpartei, die basisdemokratisch und im Diskurs europa- und kosmopolitisch fundierte Positionen entwickelt, kann hier sicher wertvolle Beiträge leisten, auch wenn das breite Kreise der Bevölkerung derzeit nicht wahrnehmen.
Dennoch..., dass solche Entscheidungen bereits heute ab und an getroffen werden, macht Lust auf mehr.
Vielleicht bleiben diese positiven Entwicklungen noch lange eher die Ausnahme, ein Selbstgänger sind sie sicher nicht und eine Bewegung wie die Piratenpartei, die basisdemokratisch und im Diskurs europa- und kosmopolitisch fundierte Positionen entwickelt, kann hier sicher wertvolle Beiträge leisten, auch wenn das breite Kreise der Bevölkerung derzeit nicht wahrnehmen.
Dennoch..., dass solche Entscheidungen bereits heute ab und an getroffen werden, macht Lust auf mehr.
Dienstag, 30. April 2013
Ralf Dahrendorf über Kapitalismus
was für eine Wohltat: Ralf Dahrendorf in Bezug auf Karl Marx et al.:
"Karl Popper hat das Historizismus genannt. Analytische Begriffe werden hypostasiert (d.h. zu einer Sache gemacht). Sie werden nicht benutzt, um Aspekte und Elemente wirklicher Gesellschaften mit dem Scheinwerfer der Theorie zu erhellen; sie werden vielmehr mit der Wirklichkeit selbst verwechselt. Tatsächlich hat es so etwas wie Kapitalismus natürlich nie gegeben, sondern immer nur Wirtschaften und Gesellschaften, die mehr oder minder ausgeprägt als kapitalistisch definierbare Züge tragen. Das Elend des Historizismus liegt darin, daß er seine Anhänger blind macht für die Phantasie der wirklichen Welt."
zitiert aus Ralf Dahrendorf: "Der moderne soziale Konflikt. Essay zur Politik der Freiheit" dtv wissenschaft, 1994, S.18
"Karl Popper hat das Historizismus genannt. Analytische Begriffe werden hypostasiert (d.h. zu einer Sache gemacht). Sie werden nicht benutzt, um Aspekte und Elemente wirklicher Gesellschaften mit dem Scheinwerfer der Theorie zu erhellen; sie werden vielmehr mit der Wirklichkeit selbst verwechselt. Tatsächlich hat es so etwas wie Kapitalismus natürlich nie gegeben, sondern immer nur Wirtschaften und Gesellschaften, die mehr oder minder ausgeprägt als kapitalistisch definierbare Züge tragen. Das Elend des Historizismus liegt darin, daß er seine Anhänger blind macht für die Phantasie der wirklichen Welt."
zitiert aus Ralf Dahrendorf: "Der moderne soziale Konflikt. Essay zur Politik der Freiheit" dtv wissenschaft, 1994, S.18
Sonntag, 28. April 2013
Europa, werde erwachsen!
Bundeskanzlerin Merkels Diktum http://de.wikipedia.org/wiki/Diktum
„Scheitert der Euro scheitert Europa“ , geäußert in ihrer
europapolitischen Grundsatzrede im Deutschen Bundestag am 26.Oktober
2011
http://www.euractiv.de/finanzen-und-wachstum/artikel/merkels-euro-rede-scheitert-der-euro-dann-scheitert-europa-005550
ist ein fataler Satz:
Er ist gefährlich, weil er ein Körnchen
Wahrheit enthält und doch grundlegend falsch ist. Deshalb hat er bei
den meisten Hörern wohl den Gedanken ausgelöst, er könnte
vielleicht richtig sein, ohne dass sie selbst davon überzeugt waren.
Der Satz hat Überrumpelungspotential und hat durch seine Kürze und
Prägnanz eine ideale massenmediale Transportfähigkeit. Dadurch ist
er wahrscheinlich Teil des kollektiven Bewusstseins in Deutschland,
vielleicht sogar in Europa geworden.
Das Körnchen Wahrheit ist, dass
Europa als politisches Gebilde noch nicht so gefestigt ist, dass die
Mehrheit den Menschen den Satz ganz entspannt als unsinnig von sich
weisen können.
Die Wirkung des Satzes ist deshalb fatal: Er
verstärkt die Vorstellung, dass Europa als politisches Gebilde
gefährdet und sehr verletzlich ist. Er behauptet, dass Europa so
schwach ist, dass am Euro als Währung festgehalten werden müsste,
selbst wenn er aus ökonomischen Gründen für die Europäer für ihr
Wohlergehen eigentlich schädlich ist, was ja auch der Fall ist. Er
manövriert Europa damit in eine Sackgasse, aus der es kein Entrinnen
gibt.
Zum Glück ist der Satz Unsinn. Die
Alternative lautet:
Wenn der Euro scheitern wird, wird
Europa die Erfahrung machen, dass die Befürchtung, daran selbst als
politisches Gebilde zu scheitern, unbegründet war und wird statt
dessen eine neue Qualität von Identität und Selbstvertrauen
aufbauen.
Es wird sich zeigen, dass Europa eben
nicht nur ein Projekt von Politikern ist, abgehoben von den Menschen,
ein Zug unterwegs nach nirgendwo http://www.youtube.com/watch?v=NFNtPyvvXBI dessen Fahrplan und Route an keiner
Stelle hinterfragt werden darf, sondern viel eher mit einem
lebendigen Baum vergleichbar ist, der Stürme übersteht und aus sich
heraus weiter wächst.
Interessant an Merkels Diktum ist auch,
dass er in einer sehr langen faktenreichen Rede fast ganz am Schluss
(im drittletzten Absatz) als persönliches Wort angekündigt wurde.
Er fusst offensichtlich nicht auf den Fakten, sondern ist eine
persönliche Bewertung und lebt von der Kraft der Autorität der
Kanzlerin, also sowohl dem Ansehen ihres ganzes politischen Lebens
als auch der Tatsache, dass sie sich offensichtlich ausführlich mit
dem Thema beschäftigt hat, was die lange Rede belegt.
Psychologisch gedeutet nimmt Merkel mit
ihrem Satz eine mahnende und schützende Mutterrolle für Europa ein,
der in seinem Inhalt aber völlig an der Realität vorbeigeht.
Es ist deshalb an Europa als gelebter
Idee für ein politisches Gebilde, aus kindlicher Unselbständigkeit
herauszuwachsen und erwachsen zu werden und gut gemeinte aber falsche und ängstliche "mütterliche" Vorstellungen, wie es sich organisieren soll,
abzuschütteln.
Samstag, 27. April 2013
Euroaustritte sind europaweit gemeinsam anzugehen
Im Zusammenhang mit der Frage, warum Spanien sich von der mit 57% extremen Jugendarbeitslosigkeit nicht durch einen Euroaustritt erlöst schrieb mit ein Bekannter:
"Leider ist es ausserdem auch so, dass die Mehrheit der Bevölkerung nicht aus dem Euro will. Die Bevölkerung hat nicht begriffen, dass dies eine Chance für Spanien wäre. Die Bevölkerung denkt eher Spanien würde durch einen Austritt aus dem Euro von Europa abgetrennt. Insofern ist die jahrelang eingetrichterte Lektion: der Euro ist unser Integrationstool für Europa hier bereits erfolgreich implementiert worden."
Ich glaube der Mann hat recht. Das heist es wäre gut, wenn wir diese Entscheidung in Europa gemeinsam und solidarisch träfen und nicht ein einzelnes Land damit alleine lassen, also alle gemeinsam den Schritt zurück in allen Ländern gehen und die Kosten einer Umstellung gemeinsam tragen. Das wäre möglich, wenn wir mutig sind und an Europa glauben. Es wäre nicht nur fair gegenüber allen beteiligten Ländern, dieses Experiment auch solidarisch zu beenden, es würde von vornherein klarmachen, dass allen Ländern die Möglichkeiten einer künftigen politischen Integration weiterhin gleichberechtigt offenstehen, unabhängig von ihren wirtschaftlichen Bedürfnissen in Bezug auf eine eigene Währung.
Ansonsten sehe ich praktisch nur zwei Möglichkeiten:
Entweder geht irgend ein Land aus dem Euro raus, bei denen es halt gar nicht mehr geht und die anderen sehen, dass es dem Land danach besser geht und werden ermutigt den gleichen Weg zu gehen, oder
alle Länder bleiben im Euroraum und die Südländer und Frankreich leiden noch viele Jahre über an extremer bis hoher Arbeitslosigkeit, die Spannungen und Unzufriedenheiten mit Europa werden fast überall hoch sein und global wird Europa wirtschaftlich und politisch an Boden verlieren.
"Leider ist es ausserdem auch so, dass die Mehrheit der Bevölkerung nicht aus dem Euro will. Die Bevölkerung hat nicht begriffen, dass dies eine Chance für Spanien wäre. Die Bevölkerung denkt eher Spanien würde durch einen Austritt aus dem Euro von Europa abgetrennt. Insofern ist die jahrelang eingetrichterte Lektion: der Euro ist unser Integrationstool für Europa hier bereits erfolgreich implementiert worden."
Ich glaube der Mann hat recht. Das heist es wäre gut, wenn wir diese Entscheidung in Europa gemeinsam und solidarisch träfen und nicht ein einzelnes Land damit alleine lassen, also alle gemeinsam den Schritt zurück in allen Ländern gehen und die Kosten einer Umstellung gemeinsam tragen. Das wäre möglich, wenn wir mutig sind und an Europa glauben. Es wäre nicht nur fair gegenüber allen beteiligten Ländern, dieses Experiment auch solidarisch zu beenden, es würde von vornherein klarmachen, dass allen Ländern die Möglichkeiten einer künftigen politischen Integration weiterhin gleichberechtigt offenstehen, unabhängig von ihren wirtschaftlichen Bedürfnissen in Bezug auf eine eigene Währung.
Ansonsten sehe ich praktisch nur zwei Möglichkeiten:
Entweder geht irgend ein Land aus dem Euro raus, bei denen es halt gar nicht mehr geht und die anderen sehen, dass es dem Land danach besser geht und werden ermutigt den gleichen Weg zu gehen, oder
alle Länder bleiben im Euroraum und die Südländer und Frankreich leiden noch viele Jahre über an extremer bis hoher Arbeitslosigkeit, die Spannungen und Unzufriedenheiten mit Europa werden fast überall hoch sein und global wird Europa wirtschaftlich und politisch an Boden verlieren.
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