Hallo Karl,
ich kann das Video nachvollziehen. Die beiden Europa-Strategie-Stränge der AfD, zurück nach 1957 bzw. hin zu einer demokratischen europäischen Föderation sind möglicherweise 2 Flügeln zuzuordnen, einem nationalkonservativen Flügel und einem liberalen Bürgerrechts-Flügel. Ich denke Du triffst den Nagel auf den Kopf mit Deiner Analyse, daß die globalen Machtstrukturen bei der Formulierung von Lösungen zu berücksichtigen sind. Die neusten NSA-Spionageenthüllungen zeigen wieder einmal, wie unverfrohren die USA eigene Interessen jenseits partnerschaftlicher Politik verfolgen und bringen selbst Merkel mittlerweile dazu, moderat gegenzuhalten.
Vor kurzem ist in der FAZ (leider nicht online) ein Artikel des
italienischen Schriftstellers Claudio Magris erschienen, der diesem
Ansatz einer demokratischen europäischen Föderation imo nahe kommt und
dies gut geistesgeschichtlich begründet. Die Idee eines eigenständigen
europäischen demokratischen Machtpols, der in dem Maße europaweit
vereint ist indem es bereits eine europäische Zivilgesellschaft gibt
(siehe Acemoglu/Robinson "Why nations fail" http://www.amazon.de/Warum-Nationen-scheitern-Urspr%C3%BCnge-Wohlstand-ebook/dp/B00AEK7WXE/ref=sr_1_1?ie=UTF8&qid=1405438934&sr=8-1&keywords=acemoglu) und genug Raum für
nationale und regionale Eigenständigkeit lässt in dem Maße indem die
Leute sich lieber national/regional organisieren wollen und der darauf
vertraut, daß die Leute da eine gute Mischung finden, ist eigentlich so
naheliegend, daß ich sicher bin, daß das europaweit mehrheitsfähig bei
den Bürgern ist. Ein solcher europäischer Machtpol könnte besser als die
Nationalstaaten sich für den Schutz der Bürger vor staatlicher
Überwachung und kommerzieller Ausspähung einsetzen, könnte mit einer
sozialen und nachhaltigen Marktwirtschaft ein globale Vorreiterrolle
spielen, ganz abgesehen von seiner Vorbildfunktion in punkto Demokratie,
Gewaltenteilung, Pressefreiheit, Einsatz für Netzneutralität, Schutz
der Menschenrechte und Rechtstaatlichkeit.
Und für alle Weltstaatsanhänger, das müsste keine Festung Europa
sein, sondern wäre kompatibel mit einer partnerschaftlichen
Entwicklungszusammenarbeit mit allen anderen Weltregionen und einer
humanen Asyl-und Einwanderungspolitik.
Man kann sich jetzt fragen, ob die USA daran Interesse hat oder
eher nicht, ich vermute letzteres ;) Und auch Großbritannien wird sich
mittelfristig hier wohl maximal mit einem Bein beteiligen wollen, weil
es historisch sich stärker dem angloamerikanischen Raum mit USA, Kanada,
Australien und Neuseeland verbunden fühlt. Aber auch dafür liese sich
wohl eine Lösung finden....
Man kann sich auch fragen wer diese Vision teilt und bereit ist
daran mitzuarbeiten. Nach meiner Einschätzung ist die Vision
mehrheitsfähig bei den Piraten in Europa und weltweit und auch alle
demokratischen europäischen Parteien der Grünen, Liberalen,
Sozialdemokraten, Linken und Christdemokraten aber auch Bewegungen wie 5
Stelle in Italien könnten mittelfristig darauf einschwenken.
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