Es gibt Strömungen im Selbstverständnis der
Piratenpartei Deutschland, deren Kenntnis die praktische politische Arbeit erleichtert und hilft Konflikte zu lösen:
Menschen sind zu unterschiedlichen
Zeiten zur Piratenpartei dazugestossen.
Ich vermute, dass zu Beginn die
Mitglieder internertaffine Menschen waren, denen es um bessere
politische Antworten im Bereich Internet ging. Als sie hier
erfolgreich waren, weitete sich der Blick auf andere benachbarte
Themen. Als sie auch hier erfolgreich waren und sich zeigte, dass
auch die Art der Piraten Politik zu machen, neu und vielversprechend
ist, entwickelte sich ein Interesse zu noch mehr, letztlich zu allen
gesellschaftlichen Themen politische Antworten zu formulieren.
Dabei gibt es nach meiner Wahrnehmung
zwei Strömungen:
Piraten, die schon länger dabei sind,
suchen auf Basis von piratigen Grundüberzeugungen nach neuen
Antworten: Zum Beispiel überlegt man, ob ein Ansatz wie
Netzneutralität als ein Ordnungsprinzip in der Wirtschaft anwendbar
ist, aus der Tatsache, dass die Piraten selbst eine transnationale
Bewegung sind, formuliert man die Forderung, dass die Aussenpolitik
das Wohlergehen aller Menschen der Welt im Auge behalten muss.
Piraten, die erst später dazugekommen
sind, vielleicht nach dem Erfolg bei der Berliner Wahl im Herbst 2011,
sind stark angezogen von der neuen Art Politik zu machen und sehen
die Piraten als Mitmachpartei. Ihnen geht es darum mit der piratigen
Methode und auf der Basis einer grundsätzlichen Werteübereinstimmung
die besten politischen Antworten auf die jeweiligen
gesellschaftlichen Fragen zu finden.
Urpiraten: nur Kernthemen
Mittelpiraten: Piratenperspektive zu
weiteren oder allen Themen
Neupiraten: mit piratiger Methode zu
neuen Antworten zu allen Fragen
Eine Piratenpartei aus Urpiraten und
Mittelpiraten wäre eine Art Klientelpartei für internetaffine
Menschen. Sie würde politische Antworten formulieren mit
internetaffinen Menschen als Zielgruppe.
Neupiraten sehen das Potential, mit der
Piratenmethode zu gesellschaftlichen Antworten zu kommen, die den
Antworten aller anderen Parteien überlegen ist. Überlegen heisst,
dass sie für die Gesellschaft als Ganzens die jeweiles besten
Antworten sind. Sie haben als Zielgruppe alle Menschen einer
Gesellschaft.
Ich denke alle drei Strömungen haben
auch in Zukunft ihre Berechtigung. Sie sollten aber voneinander
wissen und sich respektieren. In der Formulierung von politischen
Antworten kann es dabei zu Konflikten kommen, die mehr oder weniger
gut auflösbar sind. Es ist eine Abwägungssache und letztlich eine
basisdemokratischer Prozess, bei welchen Themen welche Perspektive
wie stark die jeweilige politische Antwort prägt.
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