Dienstag, 11. August 2020

Wohnraum ökologisch besser nutzen in Wohnungsgenossenschaften und anderen Wohnungsunternehmen

Wenn sie diesen Artikel gelesen haben, werden Sie Ideen haben, wie Sie als Wohnungsunternehmen oder als aktives Mitglied bei knappem Wohnraum Raumpotentiale heben können und dabei noch etwas für den Klimaschutz tun.

aktuelle Situation

Auch in Wohnungsgenossenschaften (Woges) sind Vier-Zimmer-Wohnungen in Großstädten mit niedrigen Nutzungsentgelten (Mieten) knapp. Das macht es gerade für Familien mit Kindern schwierig, die sich kein Eigentum außerhalb von Genossenschaften leisten können. Die vorhandenen Wohnungen werden oft von älteren allein oder zu zweit lebenden Menschen belegt. Dies ist ökologisch nicht sinnvoll, da neuer Wohnraum in Ballungsgebieten nicht nur knapp und teuer ist, sondern dabei auch viel Kohlendixoid emittiert wird,  soweit wie heute noch üblich viel normaler Beton beim Bau neuer Häuser verwendet wird.

Ältere Menschen überlegen zwar auch umzuziehen, doch wird oft nichts daraus. Zum einen verwenden Woges oft Berechnungsmodelle für ihre Nutzungsentgelte (Mieten), die bei Wohnungswechseln zu Anhebungen führen. Damit lohnt es sich für ältere Menschen wirtschaftlich nicht, in kleinere Wohnungen umzuziehen. Deshalb ist eine Umstellung auf eine Kostenmiete (Nutzungsentgelte so niedrig wie möglich und so hoch wie nötig) gerade in Genossenschaften angemessen. Zusätzlich  sind zwei weitere Faktoren wichtig, um "Downsizing" zu erleichtern und Wohnraum für Familien frei zu machen:

1. Ein Umzug fällt älteren Menschen leichter, wenn Sozialkontakte und eine vertraute Umgebung erhalten werden können.

2. Ältere freuen sich in der Regel über den Besuch von Kindern und Enkeln und eine Option, dass diese unkompliziert in Gästezimmern übernachten können.

Deshalb ist es zum einen gut, wenn im gleichen Quartier, also innerhalb weniger hundert Meter, Wohnungen in allen nachgefragten Größen vorhanden sind und dies bei der Konzeption von Quartieren von Genossenschaften entsprechend geplant wird. Dies heist insbesondere für größere Genossenschaften, dass sie sich auf  die Entwicklung von Quartieren konzentrieren sollten mit einer großen Anzahl von Wohnungen (mindestens 50). Dort können sie ihre Stärken einer effizienten Verwaltung anwenden und die Kosten für die Instandhaltung vergleichsweise niedrig halten. Nach meiner Erfahrung hat es sich nicht bewährt sogenannte Mehrgenerationenhäuser zu konzipieren, also den Anpruch zu verfolgen, dies innerhalb einer Gebäudehülle zu versuchen. Oft ist das Ruhebedürfnis bei älteren Menschen stärker und für alle Beteiligtern ist es besser, wenn Familien nebeneinander wohnen.

Zum anderen kann man prüfen, ob als Teil des Quartiers eine kleine Anzahl von Gästezimmern geplant und vorgehalten werden, die bei Besuchen von allen genutzt werden können, statt dass viele dies innerhalb ihrer Wohnung tun. So kann man eine deutlich bessere Auslastung hinbekommen. Noch besser ist es, wenn sich vor Ort eine so gute genossenschaftliche Gemeinschaft über die Jahre entwickelt, dass es keine Besonderheit ist, wenn der Besuch in einem überzähligen Zimmer beim Nachbarn übernachtet.Wichtig dafür ist, dass beim Einzug neue Mitglieder diese ausführlich über das Besondere von Genossenschaften informiert werden und der Genossenschaftsgedanke in allen Facetten gelebt wird. Dazu hilft es zum Beispiel, wenn er von den Leitungsgremien der Genossenschaft vorgelebt wird, auch wenn das nicht einfach ist, denn dazu gehört Verantwortung zu teilen, Kontrolle abzugeben, Selbstorganisation und Kritik willkommen zu heißen und Vertrauen in gemeinsame offene Prozesse zu entwickeln.

Auch Angebote wie Airbnb sind in diesem Zusammenhang nicht pauschal von der Hand zu weisen und können Teil einer resourcenbewussten Raumnutzung sein, solange Wohnraum nicht bewusst aus finanziellen Gründen dauerhaft zweckentfremdet wird und seinem eigentlichen Wohnzweck entzogen wird.

 


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